Lokale „Schatzkammer“ entdecken: Team der Gesamtschule liefert Anregung für ganz Deutschland

Berlin/Gescher. Mit Projekten ist das so eine Sache. Einmal führt man es durch und im nächsten Jahr fehlt es für die Wiederholung oder die Fortentwicklung an Zeit, Geld oder Motivation. Ein Team der Gesamtschule Gescher konnte aber auch im letzten Schuljahr das Projekt „Kirchturmdenken“, ein von der Bundesregierung finanziertes Soforthilfeprogramm, umsetzen.

Während im ersten Projektjahr (2021/22) noch 77 Projekte aus ganz Deutschland gefördert wurden, schafften es im zweiten Jahr nur noch 35 Antragssteller vor den Augen der kritischen Jury zu bestehen. Und wieder hatte es das Team der Gesamtschule Gescher mit seinen lokalen Kooperationspartner geschafft. Das sperrige Thema „Kirchturmdenken. Sakralbauten in ländlichen Räumen: Ankerpunkte lokaler Entwicklung und Knotenpunkte überregionaler Vernetzung“ wurde mit verschiedenen Lerngruppen und Klassenstufen in einer Vielzahl von Fächern im Unterricht behandelt. Unter dem Titel „Sammelsurium – Schnitzeljagd – Schatzkammer“ setzten sich die Schülerinnen und Schüler auf innovative und kreative Art mit dem kulturellen Erbe auseinander.

Neben Exkursionen nach Dortmund oder Köln, ging es zu Künstlerinnen ins Atelier oder präsentierten die Schülerinnen und Schüler ihre Werke auf dem Gescheraner Weihnachtsmarkt und in einer Ausstellung in der St. Pankratius-Kirche.

Kunstlehrerin Julia Hintemann, die das Projekt maßgeblich an der Gesamtschule Gescher betreut, betonte stolz: „Zum zweiten Mal repräsentierte Gescher nicht nur das Münsterland, sondern die Gesamtschule war auch die einzige Schule in ganz Deutschland, die dabei war.“ In vielen anderen Projekten von Kirchengemeinden, Vereinen und sonstigen Institutionen waren zwar Schulklassen als Zielgruppen mitbedacht, in der Glockenstadt standen die Kinder und Jugendlichen aber im Mittelpunkt. „Ohne die Unterstützung durch die katholische Kirchengemeinde, die Bürgerstiftung, den Stadtmarketingverein und die Künstlerin Amrei Wies, hätten wir das ganze Projekt nicht durchführen können“, so Religionslehrer Dr. Hendrik Lange, der den lokalen Kooperationspartnern dankt. Er sagte weiter: „Wir müssen auch unserer Schulleitung und den Kolleginnen und Kollegen danken, die sich aktiv eingebracht haben oder uns die Möglichkeit für die Projektarbeit gaben. Zeitgemäßer und guter Unterricht findet nicht immer nur im Klassenraum statt.“

Die Kunsthistorikerin Prof. Dr. Barbara Welzel (Universität Dortmund), die Kunstwissenschaftlerin Heide Barrenechea und die Bildungswissenschaftler Ulrike Sommer haben auch dieses Mal ein Buch herausgegeben, in dem in allen Fallbeispielen ein breites Spektrum von Aktivitäten und Konzepten sichtbar wird. Interessierte aus ganz Deutschland finden nun Anregungen in dem Essay von Julia Hintemann oder in dem Beitrag von Frau Barrechnechea, die das Projekt in Gescher präsentiert. Lehrer Lange hat den Sammelband durchgelesen und meint: „Es ist schön zu lesen, wie sich das Projekt bundesweit entwickelt hat. Ich habe auch schöne Ideen für Gescher entdecken können.“

Zwar geht „Kirchturmdenken“ nicht in die dritte Runde, aber das Team der Gesamtschule wird im neuen Schuljahr sich am Projekt „denkmal aktiv – Kulturerbe macht Schule“ beteiligen. Alle dürfen sich also wieder auf eine spannende Auseinandersetzung mit einem Kulturdenkmal und einer lokalen „Schatzkammer“ freuen.

Das Buch „Kirchturmdenken 2.0“ ist für 39,90 € als Softcover oder als eBook bestellbar. (wbv Media, ISBN 978-3-7639-7379-8).

Fotos: Julia Hintemann präsentierte das neue Buch. Sowohl ihr Kollege Dr. Hendrik Lange, als auch Uwe Wißmann von der Unteren Denkmalbehörde (Stadt Gescher), freuten sich über das Werk.